Einige meiner Kollegen, die so wie ich in Linz wohnen nutzen den beruflichen Heimweg oft dazu um eine Radtour mit dem Rennrad oder dem Mountain Bike zwischen Linz und Steyr bzw. retour zu machen. Da die Stoßwellentherapie bei meiner Sehnenentzündung an der Tibialis posterior nicht geholfen hat und ich noch immer Laufpause habe, wollte ich diese Chance nutzen und mit meinem Mountainbike von Steyr nach Linz zu fahren. Mit dem Auto schon tausend mal gefahren, mit dem Rad noch kein einziges Mal, war ich sehr neugierig auf diese Erfahrung. 🙂 Da ich mir sicher war, dass ich nicht die A1 nehmen kann suchte ich einen Kollegen, der den Guide für mich macht und mir die radtaugliche Strecke von Steyr nach Linz zeigt. Zeitlich und wettertechnisch nicht immer so leicht gewesen einen gemeinsamen Nenner zu finden ging es sich diesen Dienstag aus. Ich lernte viel für mich dazu. 😀 Unter anderem, dass es nicht besonders klug ist vor der Radtour eine Stunde im betrieblichen Fitnessstudio zu trainieren, ich habe mich zwar währenddessen mit Flüssigkeit versorgt, aber wie sich später herrausstellte sind Temperaturen zwischen 30°C und 35°C für mich nicht förderlich 🙂 und auch der 3/4 Liter Elektrolytgetränk am Fahrrad hat nicht gerreicht.
Nach gut einer Stunde im Windschatten fahren eines Rennrades war ich mit dem Mountainbike am Ende meiner Leistungsfähigkeit angekommen. Zumindest war es mir nicht mehr möglich Geschwindigkeiten um die 30km/h zu treten. Dies war meine zweite Lektion 😉 kein „Rennen“ mit einem Rennradfahrer auf einem Mountainbike eingehen. 😀 Die Kollegen die mich am Mittwoch mit dem Auto in die Arbeit mitnahmen, meinten ich müsse mir halt ein Rennrad kaufen. 😉 Ich denke da wird noch etwas Wasser die Donau runter fließen bis ich mich hierzu entscheide, habe ich ja erst im Herbst das Mountainbike angeschafft. Wobei eine gewisse Begerhrlichkeit ist natürlich schon geweckt ist. 😀 Auf alle Fälle habe ich dann beim Kraftwerk zu meinem noch viel frischeren Kollegen gesagt, dass ich von hier aus alleine nach Hause finde und habe ihm einen schönen Abend gewunschen. Danach bin ich mit immer langsamerer Geschwindigkeit Richtung Heimat gerollt. Ich sah, dass mein Puls mit über 170 Schlägen viel zu hoch war. Es gelang mir auch mit langsameren treten hier nicht wirklich eine Besserung hervorzurufen.
Zu Trinken hatte ich auch nichts mehr und es wurde mir immer mehr bewusst, dass ich einen starken Flüssigkeitsmangel habe und absolut nicht mehr leistungsfähig bin. Es war mir auch klar, dass ich so über die Donaulände nicht nach Hause schaffe. Mein neuer Plan war über die Steyregger Brücke zu fahren, mich dabei nicht mehr anzustrengen und dann so rasch als möglich etwas zu trinken zu bekommen. Auf der Brücke merkte ich auch, das sich rund um meinem Mund und damit in meinem Bart Salzkristalle gebildet haben. 🙁 Glücklicherweise war da ein kleines Beisl im Industrieviertel des alten Chemieparks mit schattigen Gastgarten und zufälligerweise auch mit Studienkollegen. Meine Kollegin fragte mich überrascht, „Was machst du hier?“ Meine karge und erschöpfte Antwort war „STERBEN“ :/ Ich fühlte mich wirklich nicht gut, war froh über den Schatten und meine Kollegen unterstützten mich bei der Bestellung eines Liters Apfelsaft gespritzt mit Leitungswasser. Ich war zu erschöpft um ins Lokal reinzugehen. Den ersten halben Liter trank ich mehr oder minder auf Ex. Es tat gut die Flüssigkeit aufzunehmen und mein Körper als auch mein Geist dankten es mir. In den 20 Minuten in dem ich den restlichen halben Liter trank gewann ich exponentiell wieder an Kraft.
Natürlich merkte ich die körperlichen Strapazen noch. Mein hinterer Oberschenkel fing an zu krampfen, dies zeigte mir, dass ich zu viel Elektrolyte verloren hatte, da ich sonst sehr selten zu Krämpfen neige. Zum Glück gingen diese aber rasch wieder vorbei. Gestärkt durch den gespritzem Apfelsaft fuhr ich die letzen zwei Km Heim und freute mich sehr auf die Dusche und mein Bett. 😀 Am Mittwoch war das Wetter auch noch nett und ich nutzte die Chance diesesmal nach meinem Puls die Donaulände zum Kraftwerk und zurück zu fahren. Dabei sinnierte ich über den sehr anstrengenden Biketrip des Vortages. Ich dachte mir Überschriften für diesen Blogbeitrag aus und kam zu der Auffassung, dass der Titel „Sterben mit Anlauf“ ein guter Titel wäre um meine Pseudo-Nahtot-Erfahrung aufgrund von Dehydrierung zu beschreiben. Bis zum Kraftwerk hatte ich mit Rückenwind kein Problem meinen Puls im gewünschten Bereich zu halten und mir nicht vorzukommen als ob ich Rückwärts fahre. 🙂 Beim zurück fahren änderte sich das mit dem Gegenwind und es fühlte sich an, als ob ich stehen bleiben müsste um meinen Puls nicht in die Höhe zu treiben. Ich entschied mich dafür wieder über die Steyregger Brücke zu fahren um den Wind nicht mehr frontal von vorne zu haben. 😉
Auf alle Fälle kam ich wieder bei dem Beisl des Vortages vorbei und kehrte diesemal nicht ein, sondern wollte daran vorbeifahren, als es passierte. Der Grund warum der Titel dieses Blogbeitrages „Überleben ist alles“ und nicht „Sterben mit Anlauf“ heißt. Ein Autofahrer hat mich angefahren, glücklicherweise passierte mir nichts! Ich sah das Auto auf die Kreuzung zufahren, ich selbst kam mit 20km/h auf die Kreuzung zu und merkte, dass der Fahrer nicht in meine Richtung sah und als ich mit meinem Rad frontal vor ihm war, beschleunigte er. Zum Glück nicht mit Vollgas aber ich landete auf seiner Motorhaube und da er sofort stoppte, rutschte ich halt auch so schnell wie ich auf seiner Motorhaube war, wieder runter. Ich hatte keine Schmerzen, Gott sei Dank. Ich stand auf und sah neben mir den aufgeregten Autofahrer fragen, ob mir was passiert sei und ob wir die Rettung benötigen. Ich sagte ich brauche keine Rettung, es scheint als wäre mir nichts passiert.
Er verteidigte sich mit den Worten “ ich hab dich nicht kommen sehen 🙁 “ Meine Antwort: „Du hat ja auch nicht geschaut.“ Geknickt stimmte er mir zu, Ja ich hab nicht gschaut 🙁 . Nach dem wir etwaige Schäden an Rad und Auto begutachtet haben, (Mein Pedal war etwas angekratzt und auf seiner Haube war ein schwarzer Gummistrich von meinem Lenker) einigten wir uns, dass alles Gut ist und wir auch keine Daten austauschen müssen. Für die Zukunft muss ich mir merken, dies dennoch zu tun. Eine weitere Radfahrlektion. 😉 Also es ist jetzt nicht so, dass ich nachträglich Verletzungen bemerkte – Nein, Gott sei dank, mir geht es gut. Aber als ich weg fuhr merkte ich, dass mein Vorderrad einen leichten Achter hatte. 🙁 Unglücklich aber ist, dank des professionellen Services vom Bike-Feeling in der Bismarkstraße in einem kostentechnisch vertretbaren Rahmen geblieben. 8€ für einen Achter 😉 Diesen Joke beim bezahlen Verstand ich auch erst nach etwas Grübeln. 😀 Aber er ist gut! Als ich im Nachgang mir meine Aufzeichnungen meiner Polar V800 angesehen habe, bemerkte ich, dass der Unfall erkennbar ist, Geschwindigkeit geht runter auf 0km/h und der Puls steigt auf 168 Schläge an. 🙂 Nun was ist die Moral von der Geschichte? 🙂 Keine Blogartikel mit Scherzen übers Sterben! Passt auf und ab sofort werde ich mehr auf Autofahrer acht geben, damit ich nicht wieder auf einer Motorhaube lande.
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Das Einteilen der eigenen Kräfte lernst du sicher bald und auch, wie man andere Autofahrer vom Fahrrad aus einschätzt. Schön, dass dir nix passiert ist und weiter viel Spaß beim Sporteln. 🙂
Das Einteilen war weniger das Problem. Es war definitiv eine falsche Einschätzung im Vorfeld. Wenn ich noch eine zweite Flasche mitgehabt hätte, wäre das Tempo kein Problem gewesen. … war definitiv ein Materialproblem 😀